Das Original:
Immer wenn ich im Fernsehen einen Film über Flugzeugträger sah, war ich mehr als fasziniert. In mir reifte der Entschluss einen Träger zu bauen. Da ich gerade ein Projekt aus dem 2. Weltkrieg beendet hatte, sollte es ein Atomträger der Nimitz Class werden. In der Nimitz Class operieren momentan 9 aktive Träger. Meine Entscheidung fiel auf die USS Carl Vinson im Bauzustand von 2001. Die Carl Vinson ist der dritte Flugzeugträger der Nimitz Class im Dienst der US Navy. Die Indienststellung war am 13. März 1982. Die Länge beträgt 332,85 Meter ( Flug Deck ), die Breite 76.80 Meter ( Flug Deck ). Die Geschwindigkeit wird mit 30+ Knoten angegeben. An Board befinden sich 3200 Leute Schiffsbesatzung, plus 2480 Leute Flugzeugpersonal. Auf dem Träger war das Carrier Air Wing Nine (CVW-9) stationiert, mit 85 Flugzeugen, unter anderem der Typen F/A 18 Hornet und Super Hornet, F/A 14 Tomcat, A6 Intruder und E2C Hawkeye.
Das Modell:
Als 2004 der Entschluss in mir reifte einen Flugzeugträger zu bauen stellten sich die Fragen, welchen Maßstab und woher einen GFK Rumpf bekommen, denn es sollte unbedingt ein Fahrmodell werden. Der Rumpf war über das Internet schnell gefunden und damit auch der Maßstab, denn für aktive Trägerrümpfe ist das Angebot nicht sehr groß. Da der Rumpf im Maßstab 1/144 angeboten wurde, werden eine Modelllänge von 244 cm und eine Breite von 56 cm erreicht. Ein Plan für die Carl Vinson war nicht zu bekommen, aber da die Schiffe der Nimitz Class je nach Ausrüstungsstand in etwa alle gleich sind bestellte ich mir den Plan der Nimitz. Leider gab es nur Pläne im Maßstab 1/200, also musste ich die wichtigsten Pläne vergrößern. Im Nachhinein gesehen waren die Baupläne sehr dürftig, aber da die Carl Vinson ein aktiver Atomträger ist, besteht auf vielen Details Geheimhaltung. Aber Glücklicherweise findet sich heut zu Tage alles im Internet. So suchte ich Details heraus und skizierte selbst die Zeichnungen im Maßstab 1/144. Komischerweise fand ich auf der offiziellen Navy Seite die meisten Hinweise. Auch wollte ich an diesem Modell viele Sonderfunktionen verwirklichen. Beleuchtung, drehender Hubschrauber Rotor, drehende Radar Geräte, fahrbarer Flugzeug Aufzug, klappbarer Abgasabweiser, beleuchteter Landespiegel und demnächst auch originale Geräusche. Als erstes baute ich die Spanten zur Rumpfverstärkung ein. Da bei diesem Modell alles etwas grösser ist, verwendete ich 8 mm Sperrholz. Nachdem diese eingeklebt waren, musste ich die Position für die vier Wellen und Motoren finden. Das war eine knifflige Aufgabe, da an einem Trägerrumpf alles asymmetrisch ist und weil das ausmitteln diverse Hilfsmittel erforderte. Weil die Wellenanlage waagerecht läuft blieben mir für die Motorenhalterungen nur ca. 5mm nach unten übrig. Ich fertigte 4 Winkel aus 2 mm Blech, an denen die Motoren jeweils mit zwei Schrauben befestigt wurden. Zur Befestigung im Rumpf verwendete ich Epoxidharz und Matten. Somit hatte ich auch gleich das Problem des abdichten der Rumpfdurchbrüche für die Wellenanlage gelöst.
Den feststehenden Teil befestigte ich mit Stahlstiften im Rumpf, sowie die Ruderachse im beweglichen Teil. Jetzt waren die Plattformen am Rumpf für die Bewaffnung an der Reihe. Auf meinem Bauplan waren keine oder eine komplett andere Darstellung als auf den Fotos aus dem Internet. Nach langer Suche entdeckte ich im Internet eine Seite mit Größenangaben. Für die Anbauten verwendete ich Vollbalsaholz, das mit GFK laminiert wurde und Birkenholz. Als nächsten Schritt galt es die Heckplattform und die Rumpfdurchbrüche zu realisieren. Nachdem die Durchbrüche angezeichnet und ausgeschnitten waren formte ich von Innen die Wände mit 2 mm Buchensperrholz. Nach einigem Überlegen entschied ich einen Teil des Hangar Decks nachzustellen. Der beste Platz erschien mir im Heckbereich hinter der Insel. Weil ich das Flug Deck wegen der Stabilität komplett verkleben wollte, musste ich das Hangar Deck vor dem verkleben komplett fertig stellen. Zunächst baute ich aus Holz den Abschnitt des Hangars und baute die Hangar Tore zum öffnen und schließen auf beiden Seiten und anschließend verklebte ich das Hangar Deck im Rumpf. Nun folgte der Innenausbau. Als erster Schritt folgte die Lackierung, dann wurden die Flugzeuge, Besatzung, Kleinteile wie Lüftungsgitter, Treppen und Rohre eingebaut. Zur Beleuchtung verwendete ich LEDs. Auf einem Träger gibt es vier Aufzüge, die die Flugzeuge aus dem Hangar Deck zum Flug Deck befördern. Ich wollte einen funktionierenden Aufzug einbauen. Also besorgte ich mir aus einem alten Kopiergerät einen Papierbehälter der für meinen Gebrauch einen geeigneten Spindelantrieb hatte. Diesen passte ich in das Modell ein und befestigte an den früheren Laschen für die Papierplatte zwei 4mm Rundstahlstäbe an denen ich die Aufzugsplattform befestigte. Ein Getriebemotor treibt über einen Riemen die Spindeln an. Zwei Endschalter sorgen dafür, dass der Aufzug in der richtigen Stellung hält.
Dann stand eine kniffelige Aufgabe an, das Anzeichnen und Ausschneiden des Flugdecks. Ich wollte das Flug Deck in einem Stück haben und so besorgte ich mir eine 7mm dicke Buchensperrholzplatte mit den Maßen 2,5 x 0,7 m. Ich legte den Rumpf Kiel oben auf die Sperrholzplatte und zeichnete einmal außen herum. Danach wurden alle Überstände noch zusätzlich angezeichnet und schon hatte die Stichsäge eine Menge Arbeit. Nachdem alles angepasst war, verklebte ich das Flug Deck mit dem Rumpf. Einen Zugang von 80 x 25 cm sägte ich vorher noch aus.
Am meisten zu schaffen machten mir die kleinen Fenster, die im 75 Grad Winkel eingebaut sind. Für die komplette Fenster Sektion nahm ich leicht getönten Kunststoff und klebte zum Lackieren die einzelnen Fensterscheiben mit 3 x 3mm großen Klebestücken ab. Der Radarmast über der Insel entstand komplett aus Messing, die Laufgitter aus 0,6mm Lochgitter. Das SPS 48 3D Radar auf der Insel fertigte ich aus Messing und 0.4mm Lochgitter an. Für alle anderen Antennen, wie TACAN, Beleuchter, COM Anlagen, SPS 43 hielt ich Kunststoff am besten. Bei dem hinteren Radarmast mit SPS 49 baute ich den Sockel aus Holz und die Gitterstruktur aus Kunststoff und das Radargerät verlötete ich aus Messing. Für den Antrieb der Radargeräte besorgte ich mir kleine Getriebemotoren mit 28 U/min. Darüber hinaus mussten die Laufgänge rund um das Modell verwirklicht werden. Ich bohrte alle 3cm ein Loch für einen 1mm Stahldraht den ich im Rumpf verklebte. Darauf klebte ich die aus PVC gefertigten Laufgänge. Die Bereiche an denen kein Laufgang am Flug Deck vorhanden ist, sind mit Sicherheitsnetzen gesichert um ein Abstürzen ins Wasser, des Deck Personals zu verhindern. Die Rohrkonstruktion fertigte ich aus Messing und das Netz aus einem Fliegengitter mit 1mm Maschenweite. 330 Rettungsflöße warteten nun darauf hergestellt zu werden. Aus einem 3mm PVC Rundstab schnitt ich die 9mm langen Rettungsflöße und klebte sie an die vorgesehenen Stellen. Nun war es an der Zeit das Modell für die Lackierung vorzubereiten. Das verspachteln, Schleifen und anschließendem Grundieren nahm bei dieser Größe und den vielen kleinen Anbauten einige Zeit in Anspruch. Die Farbgebung für den Überwasser Rumpf und die Insel ist Fehgrau (RAL 7000), für das Flug Deck Graphitgrau (RAL 7024), Wasserpass Signalschwarz (RAL 9004), für das Unterwasserschiff Braun rot (RAL 3011), und für die Landebegrenzung creme weiß ( RAL 9001 ). Alle anderen Markierungen auf Deck, habe ich mit dem Pinsel aufgemalt.
Die Flugzeuge stellten kein großes Problem da. Im Plastikmodell Bereich ist im Maßstab 1/144 ein sehr großes Angebot zu finden. 21 F/18 Hornet, 14 F/14 Tomcat, 7 A6-E Intruder, 2 E2C Hawkeye Flugzeuge, 2 Sikorsky CH 53 und 1 Sikorsky H-3 Sea King Hubschrauber fanden auf dem Flug Deck und im Hangar Platz. Beim der Montage dieser Flugzeuge stellte sich eine Fließbandproduktion ein. Nach Fertigstellung klebte ich die Modelle auf den Träger und befestigte sie noch zusätzlich mit 1mm Stahldraht im Flug Deck. Auch eine Herausforderung war der Nachbau des Landespiegels mit 1mm LEDs. 12 LEDs auf engsten Raum erforderten filigrane Lötarbeiten und so war es auch kein Wunder, dass beim ersten Versuch alle 12 LEDs abfackelten. Da ich ein großer Fan von Dioramen auf Eisenbahnanlagen bin, sollten auch viele Szenen auf dem Träger nachgestellt werden. Als erste Aufgabe war das Bemalen von 265 Mann Besatzung zu bewerkstelligen. Bei einer Figurengröße von 1,25cm war ein Vergrößerungsglas mit Stand Fuß die erste Anschaffung. Auf jede Figur waren vier verschiedene Farben aufzubringen. Auf dem Flug Deck sind Besatzungsmitglieder für verschiedene Zwecke tätig. Sie werden aufgrund ihrer verschiedenen Hemden oder Arbeitsweste nach ihren Funktionen an Deck unterschieden. Die einzelnen Farben an Board sind: Gelb: Katapultcrew, Flugzeugeinweiser, Offiziere für das Abfertigen der Flugzeuge, Grün: Crew der Katapulte und Landeeinrichtungen, Frachtpersonal, Troubleshooter, Weiß: Lande Signal Offizier, Überwachung der Flugbewegungen, Sicherheit am Flug Deck, medizinisches Personal, Rot: Waffenwarte, Blau: Flugzeug und Aufzug Personal, Traktor Fahrer, Lila: Personal für das Betanken der Flugzeuge, Braun: Wartung der Flugzeuge. Nach dem Bemalen arrangierte ich die verschiedensten Situationen die ich von Original Fotos aus dem Internet recherchierte. Ausrüstungsgegenstände wie Gabelstapler, Bombenwagen, Kisten, Flugzeug Traktoren, Feuerlöscher, Shooter Kabinen, Phalanx CIWS und Sea Sparrow Abschussrampen wurden in mühevoller Kleinarbeit hergestellt und auf dem Träger positioniert.
Im Frühjahr war es dann soweit, die Vinson durfte ins Wasser. Bevor jedoch ein größeres Gewässer in Frage kam, musste der Träger erst einmal Ausgewogen werden. Also ein Planschbecken mit 2,5 m Durchmesser besorgt. Beim Einsetzen stellte ich fest das noch etliches an Blei fehlte. Im Heckbereich und an den Seiten Wurden je 2 kg untergebracht. Somit wird ein Modellgewicht von 45 kg erreicht. Bei herrlichstem Sonnenschein sollte die Jungfernfahrt stattfinden. Bei einem Eröffnungsschaufahren am Karlsfelder See war es dann soweit. Nach Anfänglicher Vorsicht wurde die Carl Vinson auf Herz und Nieren geprüft. Die Modellgeschwindigkeit und das Wellenbild sahen hervorragend aus und kommen dem Original sehr nahe und so war es für mich ein schöner Tag nach drei Jahren Bauzeit endlich dieses Modell im Wasser zu sehen. Als Fazit am Ende: Bei Baubeginn dachte ich das Projekt schnell fertigstellen zu können, aber durch die vielen Kleinteile und Funktionen benötigte ich ca. 1250 Arbeitsstunden. Aber die vielen positiven Reaktionen auf Ausstellungen und Schaufahren bestärken mich darin mit so einem großen Modell die richtige Entscheidung getroffen zu haben, auch wenn sich der Transport bei dieser Größe sehr Abenteuerlich gestaltet.