Während eines Besuches im Hamburger Hafen bekam ich einen Eindruck über die Vielzahl der Wasserfahrzeuge, welche sich in einem modernen Hafen tummeln. Insbesondere die Pontons und Leichter welche von den Hafenschleppern gezogen wurden gaben ideale Anhängsel für unsere Modellschlepper-Flotte ab.
Somit war die Idee geboren, selbst einen Ponton zu bauen.
Wieder zu hause angekommen, ging es auch schon los. Aus acht Millimeter dicken Sperrholzplatten wurde der Schwimmkörper zusammengebaut. Als Schutz vor einem Wassereinbruch wurde der offene Körper innen zwei mal mit farblosen Lack angestrichen. Danach wurde das Deck aufgeklebt. Das Deck hat zwei Öffnungen, damit man später noch auf das Innere des Schwimmkörpers zugriff hat. Zum Beispiel verstaue ich die Schleppseile immer unter Deck.
Den Schwimmkörper überzog ich noch mit einer dünnen Lage Glasfasergewebe um ihn absolut wasserdicht zu machen und anschließend wurde er grundiert
Mit dem Ponton sollten außer Baggerarbeiten auch Reparaturen am Stahlbau der Hafenanlagen durchgeführt werden. Somit musste eine Werkstatteinrichtung her.
Zuerst ein Vorratslager für T-Träger und andere Stahlprofile (Modellbahnzubehör).
Dann die übliche Werkzeugausrüstung: Werkzeugkasten, Schneidbrenner, Leiter, Ketten, Seile usw.
Die Bauarbeiter machen auch mal Pause, also waren Tisch und Stühle notwendig.
Der Bagger benötigt Dieselkraftstoff und Hydrauliköl, somit musste ein Fasslager her.
Oftmals wird in Dunkeln gearbeitet, weshalb Strahler auf das Dach montiert wurden. Diese leuchten aber nicht von alleine, womit wir überhaupt bei der Stromversorgung auf einem solchen Ponton sind. Man benötigt ja Strom nicht nur für die Beleuchtung, sondern auch für Winkelschleifer, Schweißgerät, Kompressor usw.
Und in der Bauhütte sind außer der Beleuchtung mindestens auch Kühlschrank, Mikrowelle, Warmwasserboiler und anderes Gerät.
Die Lösung ist ein Stromaggregat. Dieses ist aus Kunststoffresten gebaut und steht gelb lackiert neben der Hütte. Dann noch Steckdosen und Verteiler, alleine die Energieverteilung beschäftigte mich einen Nachmittag
Für Inspektionsfahrten ist ein Schlauchboot notwendig, auch dieses ist vorhanden. Aber wie kommt es ins Wasser und wieder an Deck? Ein kleiner Bootskran musste deshalb auch noch montiert werden.
Aber wie kommt überhaupt das Personal ins Beiboot oder auf den Ponton zurück? Eine Leiter auf jeder Seite löst das Problem.
Wenn der Ponton verholt und festgemacht werden muss, sind Winden und Poller notwendig, also auch anfertigen und montieren.
Und falls einmal jemand ins Wasser fällt: Den Rettungsring nicht vergessen!
Haben wir Schlagschrauber, Presslufthämmer und andere Druckluftwerkzeuge im Einsatz? Klar, wir brauchen einen Kompressor! Auch dieser ist seit kurzem vorhanden.
Er ist selbst ein kleines Modell und wie er entstanden ist, das ist eine eigene Geschichte….
Seile zum Schleppen fertige ich aus Gummigarn, da ist der Stoßdämpfer gleich mit eingebaut.
Reling, Flagge, Gitterboxen, Ölkannen und…und…und…!
Es gibt ein weites Betätigungsfeld für den Modellbauer.
Jetzt noch die wichtigsten technischen Daten:
Modell Original
Länge: 60 cm 30 Meter
Breite: 25 cm 12,5 Meter
Tiefgang: 2 cm 1 Meter
Verdrängung: 3 kg 375 Tonnen
Am Schluss noch ein paar Bemerkungen zur Bemalung: Der Schwimmkörper selbst ist in Schwarz lackiert, aber bitte die Tiefgangs-Markierungen nicht vergessen, die Berufsgenossenschaft nimmt es da sehr genau. Die Bauhütte ist grün, aber wenn man genau hinsieht, sieht man, dass da alte und neue Bleche zusammengeschraubt wurden.
Und der Bagger holt Sand und Erde aus dem Hafenbecken, dass hinterlässt Spuren auf dem Ponton.
Fazit: Obwohl solch ein Ponton auf den ersten Blick etwas ‚einfach' erscheint, entpuppt er sich bei genauerem Hinsehen doch als ein detailreiches und komplexes Modell.
Der Reiz für den Modellbauer liegt auch darin, dass man sich ohne exakte Planvorgabe so richtig austoben kann. Ich meine, er wird wohl nie endgültig fertig sein!
Karlsfeld, 10.12.2011
Volker Schuster